Warum Intervallfasten oft nicht funktioniert
Viele schwören darauf, erst ab einer bestimmten Uhrzeit zu essen und sich an strikte Essensfenster zu halten. Sie erhoffen sich dadurch insgesamt weniger Kalorien aufzunehmen und ihren Stoffwechsel zu verbessern...
In der Praxis sehen wir jedoch sehr viele Menschen für die diese Strategie absolut nicht funktioniert oder sogar das gegenteilige bewirkt. Im folgenden möchte ich dir erklären woran das liegen kann und was du stattdessen tun solltest.
In den letzten Monaten propagieren immer mehr Ärzte, Ernährungsexperten und Influencer das „Intermittierende Fasten“ als optimale Methode um schnell und nachhaltig Gewicht zu verlieren und die Gesundheit zu verbessern. Dabei sind die positiven Effekte des Fastens noch nicht mal falsch:
- Teilfasten führt oft dazu, dass man am Ende des Tage weniger Gesamtkalorien aufgenommen hat. Dieses Kaloriendefizit an sich führt bereits zu gesundheitlichen Vorteilen. Die sehr klaren und gleichzeitig simplen Regeln, machen es vielen leicht zugänglich. Wenn man 16 Stunden des Tages nichts essen darf, kann man halt auch keinen Schrott in sich rein schieben...
- Längere Zeit nichts zu essen verbessert unsere metabolische Flexibilität - die Fähigkeit zuverlässig auf körpereigene Energiereserven (Fett) zurückzugreifen, wenn mal nichts oben rein geworfen wird.
- Fasten unterstützt die "Autophagie" unserer Zellen. Diese wird gerne mit einer körpereigenen Müllabfuhr verglichen - ein Prozess der alten Zellschrott abtransportiert und Platz für frische Zellen macht.
- Wenn ich nichts esse, dann habe ich auch über längeren Zeitraum niedriger Insulinspiegel. Beziehungsweise ein Mensch im prädiabetischen Zustand mit chronisch erhöhtem Insulin behandelt durch das Fasten seine "Krankheit". Teilfasten kann also zu einer Verbesserung der Insulin-Sensivität, niedrigeren Blutfettwerten, besserem Hungergefühl und einem höheren Energielevel beitragen.
- Fasten hat positive Auswirkungen auf unser Verdauungssystem, da dieses zur Abwechslung nicht pausenlos mit Verdauungsprozessen beschäftigt ist. Je nachdem wie das Essverhalten vor dem Fasten aussah, können die Unterschiede groß ausfallen.
Wie du siehst ist die Liste der positiven Effekte gar nicht mal so kurz und ich selbst war sehr lange ein großer Verfechter des Teilfasten, weil es für mich (so dachte ich) sehr gut funktioniert hat… Vielleicht hast du diese Erfahrung auch schon am eigenen Leib gemacht und hattest auch nicht den gewünschten Erfolg?
Im Laufe meiner Arbeit als Ernährungsberater habe ich mittlerweile sehr viele Menschen getroffen, für die das Teilfasten nicht funktioniert hat und ich habe mich lange gefragt woran das liegen könnte. Heute weiß ich die Antwort!
Warum sich das Bauchfett trotzdem nicht verabschiedet
Anhand tausender Hautfaltenmessungen und deren Auswertung wissen wir von einer Korrelation zwischen Bauchfett und dem Gesamtstress eines Menschen. Diese Menschen neigen oft dazu tagsüber zu hungern und sich mit Kaffee am Laufen zu halten. Weil diese Menschen in der Regel sehr beschäftigt sind, spüren sie ihren Körper nicht. Die pausenlose Belastung gepaart mit dem Cocktail aus Stresshormonen geben diesen Menschen die nötige die Energie. Erst am Abend, wenn sie zur Ruhe kommen, spüren sie ihren Körper und dieser schreit dann nach Energie – so sind Fressattacken und Unzufriedenheit praktisch vorprogrammiert.
Viele meiner Neukunden betreiben bereits (unbewusst) Intermittierendes Fasten wenn sie zu mir kommen und merken nicht, dass dieser Lifestyle sie krank gemacht hat.
Und so jemandem soll ich dann Teilfasten empfehlen?! Bestimmt nicht…
Menschen mit viel Stress leiden oft unter einer schlechten Insulinsensibilität die dazu führt, dass aufgenommene Energie nicht in die Zellen gelangt. Als Folge werden diese bevorzugt um die Körpermitte als Fett eingelagert. Vermutlich um lebenswichtige Organe vor dem Verhungern zu schützen (wer weiß wie lange die Hungersnot anhält?).
Hinzu kommt noch eine oft miserable Ausdauerfähigkeit. Wenig Ausdauer bedeutet runtergebrochen ein kleineres Herz-Kreislauf-System. Menschen mit einem kleineren System und mit weniger Sauerstoff im Blut verbrennen auch weniger Fett. In diesem Falle sind mehr Kohlenhydrate notwendig um eine adäquate Fettverbrennung zu unterstützen. Keine Kohlenhydrate – weniger Sauerstoff im Blut – keine Fettverbrennung. Dies ist ein weiterer möglicher Grund warum Teilfasten für den Dauerläufer besser funktionieren kann als für den Couchpotatoe.
In dieser Situation hilft nur folgendes:
- Regelmäßige Essstrukturen - Frühstück, Mittag und Abendessen!
- Kohlenhydrate, Protein & Fette in ausgewogenem Verhältnis um Fressattacken am Abend zu vermeiden
- Reduzierung von Koffein, Alkohol und Nikotin
- Stressmanagement durch Sport, Spazieren, Atemübungen, Sauna, Eisbaden und glücklich sein!
- Aeroben Stoffwechsel verbessern
Ein Trend der (hoffentlich) vorbei gehen wird
Oder zumindest besser aufgeklärt wird! Studien zeigen nämlich schon lange, dass zwei Gruppen bei gleichem Kaloriendefizit gleich viel abnehmen können, unabhängig der Essensfenster!
Für dich bedeutet das, nicht alles blind verfolgen zu müssen, was du auf Social Media hörst und zu hinterfragen. Auch alles, was ich hier schreibe solltest du hinterfragen. Ich versuch’s ja auch…
Conclusio:
Wenn Teilfasten für dich funktioniert – HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH UND MACH WEITER SO!!!
Wenn es nicht funktioniert, war es wahrscheinlich nicht deine Schuld 🙂