Wie gefährlich sind Süßstoffe?!
Während meiner Arbeit mit Kunden kommt immer wieder die selbe Frage auf mich zu:
„Sind Süßstoffe nun gut oder schlecht?“
In diesem Artikel werde ich dem Thema Süßstoffen, deren Vorteilen (und Nachteilen?) und den aktuellen Stand der Wissenschaft einmal aufdröseln.
Erstmal, wovon reden wir hier?
Als Süßstoffe bezeichnen wir eine Reihe chemischer Verbindungen die teils unverdaut wieder ausgeschieden werden oder aufgrund ihrer enormen Süße in nur sehr kleinen Mengen verwendet werden. So schmeckt Sucralose etwa 600 mal süßer als gewöhnlicher Haushaltszucker! In der EU sind derzeit 11 dieser Zuckerersatzstoffe zugelassen.
- Acesulfam
- Advantam
- Aspartam
- Aspartam-Acesulfam-Salz
- Cyclamat
- Neohesperidin DC
- Neotam
- Saccharin
- Steviolglycoside “Stevia”
- Sucralose
- Thaumatin
Wie sicher sind Süßstoffe?
Die Sicherheit von Süßstoffen und die tägliche Obergrenze werden vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bestimmt. Diese beziehen ihre Bewertung wiederum auf die Ergebnisse der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).
Diese Ergebnisse basieren größten Teils auf Tierexperimenten, in denen die Tiere den betreffenden Lebensmittelzusatzstoff über einen langen Zeitraum in vergleichsweise hohen Konzentrationen erhalten haben. Die Dosis, bis zu der keine unerwünschten Reaktionen auftraten nennt man NOAL (No-Observed-Adverse-Effect-Level). Der NOAL wird i.d.R. durch einen Sicherheitsfaktor (in der Regel 100) geteilt. Dieser neue Wert wird als ADI (acceptable daily Intake) bezeichnet und gibt die offizielle tägliche Obergrenze an.
Nehmen wir einen der am häufigsten verwendeten Süßstoffe als Beispiel – Sucralose: Laut der EFSA liegt der NOAL hier bei 1.500mg Sucralose pro Kg Körpergewicht täglich. In Bezug darauf empfiehlt das BfR einen ADI von 15mg/pro kg/tgl. Zum Vergleich – eine handelsübliche Tablette, wie man sie in den Kaffee wirft enthält ungefähr 0,6g Sucralose.
Die einzelnen Empfehlungen lassen sich hier ganz einfach selbst nachlesen:
Das Risiko einer Überdosierung lässt sich also nicht pauschalisieren, sondern muss vom jeweiligen Stoff und dessen Menge abhängig gemacht werden. Doch sei gesagt, dass man gerade in Deutschland dazu neigt übervorsichtig zu agieren.
Aber stimmt es, dass Süßstoffe den Appetit anregen?
Nicht wirklich.
Auf der einen Seite löst der süße Geschmack eine Reaktion im Gehirn aus, welches darauf schnell verfügbare Energie in Form von Zucker erwartet. Bleibt dieser jedoch aus kann das in der Theorie zu einer Neuroglykopenie führen. Als Neuroglykopenie bezeichnen wir einen Glukosemangel im Gehirn, was lebensbedrohliche wäre. Da dein Glukosestoffwechsel aber von der Glukosekonzentration im Blut abhängig ist und dieser zudem von der Leber reguliert wird, ist die Gefahr dafür jedoch äußerst gering und wenn diese bestehen sollte, kann bereits von einer gesamten Absenkung unter den physiologische Normwerte ausgegangen werden.
Auf der anderen Seite führt der süße Geschmack zu einer kleinen Insulin-Ausschüttung. Insulin ist das einzige Hormon, dass den Blutzuckerspiegel senken kann. Die dabei ausgeschüttete Menge an Insulin ist jedoch so gering, dass keine ernstzunehmende Absenkungen stattfinden kann. Andernfalls würde jeder zweite nach einer Flasche Cola Light durch Unterzuckerung einfach umkippen – tut aber keiner, oder?
In der Praxis werden diese Dinge nicht passieren und wenn dann nur aufgrund eines sowieso gestörten Stoffwechsels wie Diabetes oder ähnlicher metabolischer Entgleisungen.
Was ist mit Krebs?
Dieser Verdacht betrifft insbesondere Aspartam und hält sich sehr hartnäckig. Die Theorie beruht auf epidemiologischen Beobachtungen, welche jedoch bis heute keinen eindeutigen Zusammenhang herstellen konnten. So konnte man zeitgleich zur Markteinführung von Aspartam ein Anstieg an Krebsvorkommen in der Bevölkerung feststellen. Doch wir wissen ja – Korrelation ist nicht gleich Kausalität. Im Dezember 2013 veröffentlichte die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit ihre erste vollständige Risikobewertung zu Aspartam. Das Gutachten gelangt zu dem Schluss, dass Aspartam und seine Abbauprodukte für die allgemeine Bevölkerung (einschließlich Säuglingen, Kindern und Schwangeren) vollkommen unbedenklich sind. So liegt die empfohlene Höchstmenge für Aspartam bei 40mg/kg Körpergewicht und pro Tag. Das sind enorme Mengen die den üblichen Verbrauch weit überschreiten dürften.
Eignen sich Süßstoffe zum abnehmen?
Kurz gesagt – Ja!
Süßstoffe erfüllen hier lediglich ihren Job und helfen dir Kalorien einzusparen. Wenn du genau beachtest wie viele Kalorien du zuführst, dann haben Süßstoffe wahrscheinlich keinen negative Effekte – in jedem Fall sind Süßstoffe im Vergleich zu Zucker das deutlich kleinere Übel und wenn ich dadurch was leckeres, süßes essen kann und trotzdem abnehme, dann würde ich das machen. Anders sieht es außerhalb einer Diät aus. Wenn deine 3 Liter Flüssigkeit pro Tag in Form von Cola Light getrunken werden, wenn du viel mit Süßstoffen in der Küche arbeitest und täglich Süßigkeiten „ohne Zucker“ zu dir nimmst, dann veränderst sich auch deine Süßschwelle und du brauchst tendenziell mehr „Süß“ für den gleichen Geschmack… Das Ziel sollte jedoch immer eine möglichst naturbelassene Ernährung sein.
Einzig unbekannt ist uns, Stand 2023, noch der Einfluss von Süßstoffen auf unser Mikrobiom und wieweit diese negative (oder positive?) Auswirkungen haben können. Dies wird die Forschung in den kommenden Jahren klären müssen.
Nun wissen wir sehr genau um die zahlreichen Nachteile einer zuckerreichen Ernährung und dadurch entstehende Stoffwechselkrankheiten. Zeitgleich sind kaum bis gar keine gesundheitlichen Nachteile durch die Verwendung handelsüblicher Mengen an Süßstoffen bekannt.
Stellt sich die Frage warum jemand überhaupt noch Zucker anstatt Süßstoff verwenden sollte, oder?